Jazz, Jam & Beethoven - Wäre Beethoven ein Jazzer geworden, wenn er damals die Wahl gehabt hätte? Matthias Schriefl geht mit seinem Multiorchester, bestehend aus einer Besetzung mit sieben Multiinstrumentalisten, dieser Frage intensiv und einfallsreich nach.
Die Art, mit welcher Beethoven in seiner enormen Schaffenskraft Ideen frei fließen ließ und mit humorvoller Leichtigkeit Überraschungsmomente in seine Kompositionen einwob, entspricht sehr der Arbeit heutiger Jazzkomponisten. Schriefl bezieht sich bei seinen originellen Arrangements vor allem auf den jugendlich-genialen überschäumenden Revoluzzer Beethoven, der es liebte, in Klavier-Improvisationen davon zu schweben. Er geht dabei auch auf ein weiteres Merkmal der Musik Beethovens ein: die häufige Wiederholung von Motiven, zum Teil wie in Loops. Schriefl entwickelt dazu Begleit-Rhythmen, um Beethoven-Fragmente zeitgemäß wieder zum Grooven zu bringen – im ähnlichen Modus, wie diese damals von den tanzmusikalisch ausgebildeten Musikern wahrscheinlich interpretiert wurden. So wie Beethoven das freie Improvisieren und Fantasieren auf dem Instrument liebte, nutzen die großartigen Solisten der Band seine Motive heute als Basis für waghalsige Improvisationen. So wird den Kompositionen Beethovens das zurückgegeben, was ihnen durch die häufige Aufführung genommen wurde: das Überraschungsmoment, ein revolutionäres Hörerlebnis im Hier und Jetzt.
Stadtgarten Köln 6.11.´20 Live-Stream
“Das Konzert im Stadtgarten Köln vom 6.11. 2020 war, um es vorweg zu nehmen eine Wucht. Ein Septett für Beethoven mit wunderbaren und mitreißenden Arrangements von Matthias Schriefl. (...)– die sieben Spitzenmusiker standen Corona-bedingt weit auseinander und das tat der Sache keinen Abbruch. Von Beethoven ist bekannt, dass er dem Metronom sehr positiv gegenüberstand. Bei diesem Konzert stand der Schlag unsichtbar in der Mitte, von allen respektiert und so kam es zu einem atemberaubenden Zusammenspiel. Beethoven hat ein sehr schönes Septett geschrieben. Wie ich gerade höre, hat er das Konzert vom Himmel aus gehört und ist nun vor lauter Begeisterung dabei ein weiteres zu schreiben. Wünschen wir ihm Glück, dass es so schön und lebendig sein möge wie das gerade in Köln gehörte.”
Henning Trübsbach (Stimmführer der 2. Violinen vom Stuttgarter Kammerorchester), 9.11.2020
“…fordert es mit wild komplexen Arrangements heraus, die farblich, rhythmisch, strukturell die Vorlagen neu sortieren, oft haarscharf an der Gernegrenze zur Satire entlang, die Schriefl aber souverän nicht überschreitet. Die „Pathétique“ wurzelt dabei mal in louisianischen Sümpfen, um zu Gil-Evans’schem Klangschillern überzuleiten oder dem Pathos den Groove zur Seite zu stellen. Eine „Elise“ wird zum Powerstück zerhäckselt und der Götterfunke mit reichlich Emphase in den Raum gerufen.” Ralf Dombrowski / JazzZeitung
“Matthias Schriefl wurde ja nicht ohne Grund in diesem Jahr mit dem Weltmusikpreis RUTH ausgezeichnet.“ Holger Beythien / DLF
“Tradition, Innovation und eine schier überbordende Spiellaune gehen bei ihm eine qualitativ hochwertige wie fantasievolle Symbiose ein.” Die RUTH-Jury
“Matthias Schriefl ist der große Spaßvogel der deutschen Jazzgemeinde. Er versteht es, auf höchstem technischem Niveau sein Publikum mit Witz und großer Musikalität zu unterhalten. Der Trompeter kommt aus dem Allgäu, und seiner Heimat hat er in jüngerer Zeit immer wieder musikalische Denkmäler gesetzt.“ Jan Tengeler / DLF
Bericht im Deutschlandfunk
Musiker:
Matthias Schriefl (Trompete, Flügelhorn, Euphonium, Horn, Tuba, Alphorn, Ophicleide, Pikkolotrompete, Gesang), Johannes Bär (Tuba, Posaune, Euphonium, Trompete, Flügelhorn, Pikkolotrompete, Alphorn, Beatbox, Gesang), Gregor Bürger (Fagott, Tenorsaxofon, Klarinette, Bassklarinette, Baritonsaxofon, Gesang), Peter Heidl (Flöte, Altflöte, Piccolo, Tenorsaxofon, Klarinette, Gesang), Florian Trübsbach (Altsaxofon, Flöte, Klarinette, Altklarinette, Oboe, Piccolo, Schwegel, Zitter, Viola, Gesang), Sebastian Merk (Gitarre, Schlagzeug, Analoge Synthesizer), Alex Morsey (Kontrabass, Tuba, Sousaphon, Gesang)